FRAGEN - ANTWORTEN ADAS Fahrerassistenzkalibrierung
Was ist das AVM Panorama-Rundumsichtsystem?
Stell dir vor, dein Spielzeugauto steht in der Mitte von einem großen Blatt Papier. Jetzt möchtest du wissen, was alles um dein Auto herum ist, damit du nicht irgendwo dagegen fährst oder was umstößt. Dafür brauchst du gute Augen, die in alle Richtungen gleichzeitig schauen können.
Wie funktioniert das?
Viele kleine Kameras:
Rund um ein echtes Auto werden mehrere kleine Kameras angebracht – meistens vier, manchmal auch mehr. Diese Kameras sind wie die Augen eines Chamäleons: Sie schauen nach vorne, hinten und zu beiden Seiten.Alles wird gefilmt:
Jede Kamera filmt, was in ihrem Bereich zu sehen ist. Die Kamera vorne sieht zum Beispiel, ob ein Ball auf der Straße liegt, die Kamera hinten sieht, ob da ein Fahrrad steht.Die Bilder werden gemixt:
Alle Bilder der Kameras werden von einem Computer im Auto zusammengesetzt. Stell dir vor, du legst vier Fotos nebeneinander, sodass daraus ein großes Bild entsteht – so macht es der Computer auch.Das Super-Bild auf dem Bildschirm:
Auf dem Bildschirm im Auto siehst du jetzt ein besonderes Bild: Es sieht so aus, als würdest du von oben auf das Auto schauen, wie ein Vogel, der über dem Auto fliegt. Man nennt das auch „Vogelperspektive“.Du siehst alle Hindernisse:
Jetzt kannst du auf einen Blick sehen, ob irgendwo ein Baum, ein Bordstein oder ein anderes Auto im Weg steht – sogar Sachen, die du aus dem Fenster vielleicht gar nicht sehen würdest!
Warum ist das praktisch?
Beim Einparken kannst du ganz leicht erkennen, ob du noch genug Platz hast.
Du siehst sofort, ob irgendwo ein Hindernis ist, das du sonst übersehen würdest.
Manche Autos können das Bild sogar so drehen, dass du das Auto wie in einem Videospiel in 3D siehst!
Zusammengefasst:
Das AVM-System hilft dir dabei, alles rund ums Auto im Blick zu behalten – fast wie eine Superkraft für Autos! Das macht das Fahren und besonders das Einparken viel einfacher und sicherer.
Was bedeutet Toter-Winkel-Assist ? (englisch: Blind Spot Detection, BSD) ?
Das Toter-Winkel-Überwachungssystem (englisch: Blind Spot Detection, BSD) ist ein Fahrerassistenzsystem, das dazu beiträgt, gefährliche Situationen beim Spurwechsel oder Abbiegen zu vermeiden. Gerade bei modernen, großen Fahrzeugen ist der tote Winkel – also der Bereich neben und schräg hinter dem Fahrzeug, der weder im Rück- noch im Außenspiegel einsehbar ist – ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko. Das BSD warnt den Fahrer rechtzeitig, wenn sich ein anderes Fahrzeug, ein Fahrrad oder sogar ein Fußgänger im toten Winkel befindet.
Der große Nutzen:
Das System schützt vor Unfällen, die durch Übersehen anderer Verkehrsteilnehmer entstehen, erhöht somit die Sicherheit und unterstützt auch erfahrene Fahrer dabei, entspannt und sicher unterwegs zu sein.
Technische Funktionsweise Schritt für Schritt
1. Sensoren zur Umfeldüberwachung
BSD-Systeme nutzen zwei Haupttypen von Sensoren:
Optische Sensoren (Kameras):
Meistens in oder nahe dem Außenspiegel verbaut, erkennen diese Sensoren Bewegungen und Objekte im toten Winkel. Die Bilddaten werden digital ausgewertet.Millimeterwellen-Radarsensoren:
Diese sitzen typischerweise im hinteren Stoßfänger oder seitlich im Fahrzeugheck. Sie senden kontinuierlich Radarsignale aus, die von Objekten reflektiert werden. Anhand der Laufzeit und der Veränderung des Echos erkennt das System, ob sich im toten Winkel ein bewegliches Objekt befindet.
Beispiel aus der Praxis:
Viele moderne Fahrzeuge haben links und rechts im hinteren Stoßfänger jeweils einen Radarsensor, der einen Bereich von ca. 3 bis 5 Metern neben und hinter dem Fahrzeug abdeckt.
2. Signalverarbeitung durch die Steuereinheit
Die Daten von den Sensoren werden an eine elektronische Steuereinheit (meist das Driver Assistance Control Unit, DACU) gesendet. Diese wertet permanent aus:
Gibt es eine Bewegung oder ein Objekt im Erfassungsbereich?
Handelt es sich um ein Fahrzeug, Motorrad, Fahrrad oder Fußgänger?
Wie schnell nähert sich das Objekt an?
Wie groß ist das Objekt? (Unterscheidung Auto vs. Fahrrad)
Die Steuereinheit nutzt Algorithmen zur Objekterkennung und Klassifizierung (Unterscheidung zwischen harmlosen Objekten wie Mülltonnen und relevanten Verkehrsteilnehmern).
3. Warnung und Kommunikation mit dem Fahrer
Sobald die Steuereinheit feststellt, dass sich ein Objekt im toten Winkel befindet, aktiviert sie die Warnanzeige. Das kann auf verschiedene Arten geschehen:
Optisch:
Meist leuchtet eine LED im Außenspiegel (gelb/rot oder orange).
Du willst nach rechts blinken und im rechten Spiegel leuchtet eine kleine Warnlampe – das heißt: Achtung, dort befindet sich ein Fahrzeug!Akustisch:
Zusätzlich kann ein Warnton oder Piepsignal ertönen, besonders wenn du den Blinker setzt und das System ein Objekt erkennt.Haptisch:
In manchen Fahrzeugen vibriert das Lenkrad oder der Sitz.
Physikalische Hintergründe
Radartechnologie
Millimeterwellenradar arbeitet im Frequenzbereich von 24 GHz oder 77 GHz. Die hohe Frequenz erlaubt eine sehr präzise Abstandsmessung und ist weitgehend unempfindlich gegenüber schlechten Wetterbedingungen (Nebel, Regen).
Das Radar sendet elektromagnetische Wellen aus. Trifft eine Welle auf ein Objekt, wird sie reflektiert. Die Sensoren messen die Zeit und den Winkel, mit der die Welle zurückkommt – so lässt sich exakt bestimmen, wo sich ein Objekt befindet und ob es sich bewegt (Doppler-Effekt).
Kameratechnik
Optische Sensoren arbeiten mit Bildverarbeitung. Sie erkennen Bewegungen und Objekte anhand von Pixelveränderungen im Sichtfeld. Das System muss lernen, Fahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger zuverlässig zu unterscheiden.
Beispiel aus dem Werkstatt-Alltag
Stell dir vor, ein Kunde kommt mit der Beschwerde: „Mein Toter-Winkel-Assistent piept immer, obwohl gar kein Auto neben mir ist.“
Diagnose:
Zuerst prüfst du, ob die Sensoren verschmutzt oder beschädigt sind (Radarsensoren reagieren empfindlich auf Schmutz, Eis oder Anstoß).
Mit dem Diagnosegerät kannst du die Live-Daten auslesen: Siehst du ungewöhnliche Signale, könnte ein Sensor defekt sein oder falsch justiert.
Außerdem prüfst du die Kalibrierung – nach Stoßstangenreparatur oder Unfall müssen Radarsensoren oft neu ausgerichtet werden, sonst melden sie „Geisterfahrzeuge“.
Das BSD ist ein technisch komplexes, aber enorm nützliches System für die Fahrzeugsicherheit. Mit Sensorik und intelligenter Signalverarbeitung hilft es, kritische Situationen frühzeitig zu erkennen und Unfälle im Alltag zu vermeiden.
Was ist LDW und wofür braucht man es?
Das Lane Departure Warning (LDW)-System – auf Deutsch „Spurverlassenswarnung“ – ist ein Fahrerassistenzsystem, das dazu entwickelt wurde, Verkehrsunfälle durch unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrspur zu verhindern. Gerade bei Müdigkeit, Unachtsamkeit oder Ablenkung kann es passieren, dass ein Fahrzeug langsam die Fahrspur verlässt, ohne dass der Fahrer es merkt. Hier setzt das LDW an und warnt den Fahrer rechtzeitig, bevor es gefährlich wird.
Erhöhte Sicherheit: Frühzeitige Warnung vor dem unbeabsichtigten Verlassen der Spur.
Reduzierung von Unfällen: Vor allem bei Müdigkeit oder Ablenkung.
Entlastung: Gerade auf längeren Fahrten wird die Aufmerksamkeit unterstützt.
1. Aufbau und Funktionsweise des LDW-Systems
Grundkomponenten
Frontkamera: In der Regel im Bereich des Innenspiegels, oben an der Windschutzscheibe platziert.
Steuergerät: Auswertung der Kamerabilder und Ansteuerung der Warnfunktionen.
Warnsystem: Optische, akustische oder haptische Warnungen (z.B. Vibration im Lenkrad).
Schritt-für-Schritt-Funktionsweise
Bilderfassung:
Die Kamera „beobachtet“ permanent die Fahrbahnmarkierungen (meist weiße oder gelbe Linien).Bilderkennung (Bildverarbeitung):
Das Steuergerät wertet die Kamerabilder in Echtzeit aus. Mittels Algorithmen (z.B. Kanten- und Linienerkennung) werden die Fahrspurmarkierungen identifiziert.Positionsbestimmung:
Das System berechnet, wo sich das Fahrzeug relativ zu den erkannten Fahrspurlinien befindet. Entscheidende Parameter:Seitenabstand zu den Linien
Fahrtrichtung und -geschwindigkeit
Lenkradwinkel
Warnschwelle:
Verlässt das Fahrzeug ohne gesetzten Blinker die Spur oder nähert sich einer Linie zu stark, löst das System eine Warnung aus.Warnung:
Akustisch: Piepton oder Warnton.
Optisch: Symbol im Kombiinstrument oder Head-up-Display.
Haptisch: Vibration im Lenkrad oder Fahrersitz.
Beispiel aus der Praxis
Du fährst auf der Autobahn und bist leicht abgelenkt – vielleicht durch ein Telefonat mit Freisprecheinrichtung. Dein Fahrzeug beginnt langsam, auf die linke Spur zu driften, ohne dass Du den Blinker gesetzt hast. Die Frontkamera erkennt, dass Du Dich der linken Fahrspurmarkierung näherst, und das Steuergerät löst eine Vibration im Lenkrad aus. Sofort reagierst Du und lenkst zurück in die Spur – ein potenzieller Unfall wurde verhindert!
2. Erweiterte Funktionen: Road Standard Recognition
In Mittel- und Oberklassefahrzeugen gibt es oft noch zusätzliche Funktionen, wie die Straßenzeichen- oder Fahrspurstandard-Erkennung:
Fahrbahnstandard-Erkennung:
Das System kann verschiedene Arten von Fahrbahnmarkierungen unterscheiden (z.B. durchgezogene, unterbrochene Linien, doppelte Linien).
Es erkennt, ob es sich um eine reguläre Fahrspur oder z.B. eine Baustellen-Markierung handelt.
Vorteil: Noch präzisere Warnungen, zum Beispiel ignoriert das System Baustellenlinien, wenn diese nicht zur regulären Spur gehören.
Grenzen / Fehler
Schlechte Fahrbahnmarkierungen: Verblasste oder verschmutzte Linien werden schwer erkannt.
Extremwetter: Schnee, starker Regen oder Nebel können das System „blind“ machen.
Ungewöhnliche Straßenführung: Bei plötzlichen Spurwechseln (z.B. Baustellen) können Fehlalarme auftreten.
Falsche Kalibrierung: Nach Scheibentausch oder Unfall muss die Kamera neu kalibriert werden, sonst arbeitet das System unzuverlässig.
Das LDW-System ist ein praktischer Helfer im Alltag, der das Unfallrisiko deutlich senken kann – vor allem bei langen Fahrten oder monotonen Strecken.
Was ist eine Phantombremsung?
Eine Phantombremsung tritt auf, wenn ein Fahrerassistenzsystem – meist der Adaptive Cruise Control (ACC) oder ein Notbremsassistent – fälschlicherweise ein Hindernis erkennt und ohne tatsächliche Gefahr eine Bremsung einleitet.
Das Fahrzeug „denkt“, es müsse reagieren, obwohl kein reales Objekt vorhanden ist oder die Gefahr falsch eingeschätzt wird.
Typische Ursachen:
Falsche Sensordaten durch Fehlkalibrierung oder Sensorfehler
Reflexionen oder Fehlinterpretation von Objekten (z. B. Straßenschilder, Schatten, Gegenverkehr)
Softwarefehler oder unzureichende Objekterkennung
Störungen durch Regen, Schnee oder Schmutz auf Sensoren
Zusammenhang: Sensorersatz ohne Kalibrierung
Wenn eine Windschutzscheibe bzw Frontkamera oder ein ACC-Radar ersetzt oder der Halter für ACC bzw die Stoßstange gewechselt wurde, muss eine Neukalibrierung erfolgen.
Ohne diese Kalibrierung arbeitet das System mit falschen Bezugswinkeln und falscher Positionserfassung.
Beispiel:
Ein ACC-Radar sitzt minimal schief (nur 0,5° Abweichung).
Für den Sensor erscheint ein entgegenkommender LKW plötzlich im Fahrstreifen – das System interpretiert das als Kollisionsgefahr → unnötige Vollbremsung.
Risiken für Fahrer und Umfeld
Gefahr im Straßenverkehr
Auffahrunfälle von hinten: Wenn das Auto ohne Grund stark bremst, kann der nachfolgende Verkehr nicht rechtzeitig reagieren.
Schleudergefahr: Bei höheren Geschwindigkeiten oder glatter Fahrbahn kann eine Vollbremsung zum Kontrollverlust führen.
Verlust des Vertrauens in Assistenzsysteme: Fahrer schalten Systeme ab → Sicherheitspotenzial sinkt.
Beispiele aus der Praxis
Beispiel 1: Nach einem Frontschaden wird der ACC-Radarsensor getauscht, aber nicht kalibriert.
Bei der ersten Autobahnfahrt bremst das Fahrzeug mehrfach abrupt, sobald ein LKW auf der Nebenspur auftaucht.Beispiel 2: Frontkamera wird nach Scheibenwechsel nicht neu ausgerichtet.
Das Fahrzeug erkennt auf einer kurvigen Landstraße vermeintlich ein stehendes Objekt in der Fahrspur → starke Bremsung im fließenden Verkehr.
Rechtliche Aspekte & Haftung der Werkstatt
Pflicht zur Kalibrierung
Nach Herstellervorgaben und gesetzlichen Rahmenbedingungen (z. B. StVZO §29, Produkthaftungsgesetz) ist die Werkstatt verpflichtet, ein sicherheitsrelevantes System gemäß Herstellerspezifikation in Betrieb zu nehmen.
Wird ein Sensor ersetzt, gilt:
Hersteller schreibt Kalibrierung vor
Werkstatt ist in der Sorgfaltspflicht
Unterlassung = Fahrlässigkeit → Haftung bei Unfällen
Haftung
Direkte Haftung: Bei einem Unfall infolge einer Phantombremsung kann die Werkstatt haftbar gemacht werden, wenn sie die Kalibrierung unterlassen hat.
Beweislast: Werkstatt muss nachweisen, dass Arbeiten nach Vorschrift durchgeführt wurden (Kalibrierprotokoll!).
Versicherung: Kfz-Betriebshaftpflicht kann Regress fordern, wenn grobe Fahrlässigkeit vorliegt.
Konsequenzen für die Werkstatt
Ohne Kalibrierung → Gefährdung des Kunden + Rechtsrisiko
Keine Dokumentation → Beweisproblem vor Gericht
Imageverlust bei Kunden und Versicherungen
Empfehlung:
Jede Arbeit an Sensoren dokumentieren (Fotos, Protokolle, Kalibrierdaten)
Kunden aktiv aufklären, wenn eine Kalibrierung notwendig ist
Bei Verweigerung → Hinweis auf Rechnung und ggf. Unterschrift einholen
Eine Phantombremsung nach Sensorersatz ohne Kalibrierung ist nicht nur ein Sicherheitsproblem, sondern auch ein massives Haftungsrisiko für die Werkstatt.
Die Lösung ist einfach: Immer kalibrieren und dokumentieren – dann sind Fahrer, andere Verkehrsteilnehmer und die Werkstatt rechtlich auf der sicheren Seite.
Diagnosetechnik Richter GmbH Geschäftsführer Mike Richter
Spinnereistr. 212a, 09405 Zschopau
Deutschland
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fahrzeugdiagnose.richter@gmail.com
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